[News] Call für Beiträge Jahrestagung Arbeitskreis “Visuelle Geographien”
Nora Mariella Küttel
kuettel at uni-bremen.de
Mon May 19 08:25:50 CEST 2025
Liebe Kolleg:innen,
wir möchten euch heute gern an den Call für Beiträge für die Jahrestagung des Arbeitskreises “Visuelle Geographien”, die am 20. und 21.11.2025 am Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig erinnern. Wir haben die Einreichungsfrist verlängert und freuen uns über eure Beitragseinreichungen zum Thema ‚Visuelle Geographien und Zeit‘ bis zum 13.06.2025.
Viele Grüße
Kristine Beurskens, Nora Küttel und Lea Bauer

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Visuelle Geographien und Zeit
Jahrestagung des Arbeitskreises “Visuelle Geographien”
Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig // 20. und 21.11.2025
Ist es Zeit für visuelle Geographien? Wie können visuelle Geographien Antworten auf Themen im Schnittfeld von Raum und Zeit finden? Und haben wir genug Zeit für das Visuelle?
Die Beschäftigung der Geographie mit Fragen rund um Zeit ist schon seit längerem beobachtbar. Bereits 1970 hat Torsten Hägerstrand mit dem Beitrag “What about people in regional science” die Aufmerksamkeit der Humangeographie auf den Aspekt der Zeit gelenkt und dabei vor allem individuelles raum-zeitliches Verhalten untersucht und visualisiert. Andere, insbesondere raumtheoretische Ansätze, die die Verbindung von Raum und Zeit bewusst beachten, lassen sich unter anderem in David Harveys (1989) Auseinandersetzungen mit time-space-compression, Bob Jessops (2006) spatio-temporal fixes sowie Doreen Masseys (1994) Raumzeit-Konzeptualisierungen finden.
Zeit bedeutet aber auch Entwicklungszeit für visuelle Ansätze. Innerhalb der raumzeitlich spezifischen Herausbildung und Ausdifferenzierung der geographischen Disziplin hat der Blick auf und die Formate und Gebrauchsweisen von Visualisierungen und Visualität einen umfassenden Wandel erfahren (z.B. Crang 2003, Schlottmann & Miggelbrink 2015). Exemplarisch hierfür mag der Wandel einer Realitäten abbildenden Kartographie über eine Machtverhältnisse dekonstruierende Kritische Kartographie bis hin zu Praktiken des reflexiven, forschenden oder emanzipatorisch ausgerichteten kritischen Kartierens (z.B. Michel 2022) stehen, wobei das in den visuellen Geographien thematisierte Spektrum geographischer Imaginations- und Abbildungspraxen deutlich breiter angelegt ist. So ist die Visualität von Zeitlichem präsent in der Analyse historischen Materials, wie z.B. in archivierten Fotografien Forschungsreisender (Matiasek 2021) und in der Hinwendung zu visuellen Methoden der Rekonstruktion historischer Entwicklungen (z.B. Gregory & Healey 2007). Zudem werden neue Formen der visuellen Forschungskommunikation entwickelt, die heterogene, qualitative und quantitative Forschungsdaten – beispielsweise aus narrativen Interviews – mit qualitativen GIS-Ansätzen analysieren und visuell kommunizieren (z.B. Westerveld & Knowles 2021).
Nicht zuletzt finden wir die Bedeutung von Zeit in der Art, wie wir arbeiten, wieder. Jüngere wissenschaftspolitische Ansätze wie beispielsweise slow scholarship (Mountz et al. 2015) und slow ontology (Ulmer 2017), die Better Science Initiative an der Universität Bern (https://betterscience.ch/#/) oder auch pressing pause im feministischen Kartieren (Kelly & Bosse 2022) betonen Zeit, wenn sie für eine Verlangsamung des wissenschaftlichen Arbeitens oder des langsamen methodischen Vorgehens (Pottinger 2024) plädieren.
Visuelle Geographien haben das Thema ‘Zeit’ – in all seinen Facetten und Bedeutungen – jedoch bisher kaum explizit in den Blick genommen. Dies nehmen wir zum Anlass, um uns bei der diesjährigen Jahrestagung den verschiedenen Verbindungen und Beziehungen von visuellen Geographien und Zeit zu widmen. Wir freuen uns daher über Beitragseinreichungen rund um visuelle Geographien und Zeit, die eines oder mehrere der folgenden Themen adressieren, aber auch darüber hinaus gehen:
Theoretische Perspektiven auf die Raumzeitlichkeit visueller Geographien
Historische Perspektiven zur Herausbildung der Forschungsdebatte zu visuellen Geographien
Beiträge zur Rolle von Zeit in der Analyse von vorliegendem visuellem (Archiv)Material und anderen visuellen Zeugnissen historischer und gegenwärtiger Ereignisse
visuelle Methoden zur Beforschung und Analyse raumzeitlicher Entwicklungen und Veränderungsdynamiken
Beiträge zu innovativen und etablierten visuellen Darstellungs- und Kommunikationsstrategien von raumzeitlichen Prozessen wie Bewegung, Mobilität, Dynamik, Wandel etc.
Reflexionen der Bedeutung von Zeit in der Umsetzung und im Gelingen visueller Forschungsansätze
Beiträge zu Zeit und Zeitlichkeit im Kontext von Debatten zu slow science in visuell geographischen Forschungsprozessen: von der Organisation der Forschung über ihre Umsetzung und Methoden bis zur Analyse von (heterogenen) Daten; Reflexionen zu Grenzen, Möglichkeiten und Relevanz von Ent- oder Beschleunigung in (transdisziplinären) Forschungsprozessen
…
Präsentationen können in deutscher oder englischer Sprache gehalten werden; die Workshop-Sprache wird Deutsch sein. Für die Versorgung während der Veranstaltung wird eine kleine Teilnahmegebühr erhoben.
Bitte sendet Eure Einreichungen und Interessensbekundungen bis zum 13. Juni 2025 an akvisgeo_orga at listserv.dfn.de <mailto:akvisgeo_orga at listserv.dfn.de> <mailto:akvisgeo_orga at listserv.dfn.de>
Solltet Ihr Fragen, Kommentare oder Vorschläge haben, so zögert bitte nicht, euch unter der angegebenen E‐Mailadresse bei uns zu melden.
Literatur
Crang, M. (2003). Qualitative Methods: Touchy, Feely, Look-See?, Progress in Human Geography 27(4), 494–504.
Gregory, I. N., & Healey, R. G. (2007). Historical GIS: structuring, mapping and analysing geographies of the past. Progress in Human Geography, 31(5), 638-653. https://doi.org/10.1177/0309132507081495
Hägerstrand, T. (1970). What about People in Regional Science? Papers in Regional Science, 24(1), 7–21, https://doi.org/10.1111/j.1435-5597.1970.tb01464.x
Harvey, D. (1989). The Condition of Postmodernity: An Enquiry into the Origins of Cultural Change. Blackwell.
Jessop, B. (2006). Spatial Fixes, Temporal Fixes and Spatio- Temporal Fixes. In: Castree, N. & Gregory, D., David Harvey: A Critical Reader, Antipode Book Series, Blackwell, 1421–166.
Kelly, M., & Bosse, A. (2022). Pressing Pause, “Doing” Feminist Mapping. ACME: An International Journal for Critical Geographies, 21(4), 399–415, https://doi.org/10.14288/acme.v21i4.2083
Massey, D. (1994). Space, place, and gender. University of Minnesota Press.
Matiasek, K. (2021). Überleben im Bild: „Rettungsanthropologie“ in der fotografischen Sammlung Emma und Felix von Luschan. Fotohof edition.
Michel, B. (2022). Kritisches Kartieren als reflexive Praxis qualitativer Forschung. Geographica Helvetica, 77(2), 153–163. https://doi.org/10.5194/gh-77-153-2022
Mountz, A., Bonds, A., Mansfield, B., Loyd, J., Hyndman, J., Walton-Roberts, M., Basu, R., Whitson, R., Hawkins, R., Hamilton, T., & Curran, W. (2015). For Slow Scholarship: A Feminist Politics of Resistance through Collective Action in the Neoliberal University. ACME: An International Journal for Critical Geographies, 14(4), 1235–1259.
Pottinger, L. (2024). Making (Slowly) as Method: Piecing, Stitching and Steeping Metaphors for Multiple Methodologies. International Journal of Qualitative Methods, 23,https://doi.org/10.1177/16094069241282932
Schlottmann, A., Miggelbrink, J. (2015). Ausgangspunkte. in: Visuelle Geographien, edited by: Schlottmann, A., Miggelbrink, J., transcript, Bielefeld, 13–26.
Ulmer, J. B. (2017). Writing Slow Ontology. Qualitative Inquiry, 23(3), 201–211, https://doi.org/10.1177/1077800416643994
Westerveld, L. and Knowles, A. K.(2021). Loosening the grid: topology as the basis for a more inclusive GIS, Int. J. Geogr. Inf. Syst., 35, 2108–2127, https://doi.org/10.1080/13658816.2020.1856854
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Dr. Nora Mariella Küttel (sie/ihr)
Universität Bremen
Institut für Geographie
Universitäts-Boulevard 13
28359 Bremen
https://www.uni-bremen.de/geographie
out now:
Küttel, Nora (2024). Oral history in geographischer Forschung: Emotionen und Verlust in Erfahrungsgeschichten ehemaliger Werftarbeiter:innen erforschen. Geographica Helvetica, 79(4), 325–339. https://doi.org/10.5194/gh-79-325-2024
Küttel, Nora (2024). Material agency in art installations: Exploring the interplay of art, space, and materials in Detroit. Geographica Helvetica, 79(2), 149–160. https://doi.org/10.5194/gh-79-149-2024
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